Ist Terra Preta der "Stein der Weisen" für die Gärtner?
Über 700 Grad Celsius
Zwar war das Wetter nicht gerade freundlich, aber immerhin regnete es
nicht, und das war wichtig, da man ja als Höhepunkt der Veranstaltung
ein Feuer entzünden wollte. Soweit nichts Ungewöhnliches, aber bei
diesem Feuer mit einer Temperatur von etwa 700 Grad Celsius waren das
Wärmen der klammen Finger und die Zubereitung köstlicher Bio-Bratwürste
nur netter Nebeneffekt. Der eigentliche Zweck waren die "Hinterlassenschaften" des Feuers - die zurückbleibende Holz- oder Bio-Kohle. Um nämlich möglichst viel dieser außerordentlich segensreichen Substanz zu erhalten, wurde ein spezielles Behältnis verwendet - ein so genannter Kon Tiki.
Der ein oder andere Teilnehmer grübelte, als er den schwarz bedruckten Metallzylinder im Hof stehen sah. Hieß so nicht dieses weltberühmte Floß, mit dem der Norweger Thor Heyerdahl vor vielen Jahren über den Pazifik gesegelt ist? Der Referent, Sitki Kurhan aus Fürth, bestätigte diese Vermutung dann auch, erläuterte jedoch ebenfalls, dass Kon Tiki die Bezeichnung der Polynesier für ihren "Schöpfer-Gott" ist und sich aus den Worten für Sonne und Feuer ableitet. Und damit war der Zusammenhang mit dem Titel der Veranstaltung hergestellt: "Terra Preta - Supererde für Garten und Klima".
Kohlendioxid
Die
Pflanzen holen mit Hilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid ( CO2 ) aus der
Atmosphäre und bauen den Kohlenstoff in ihre Blätter, Stängel und Stämme
ein. Bei einer gezielten Verbrennung von kohlenstoffhaltiger Biomasse -
der Fachmann spricht hier von Pyrolyse - bleibt der Kohlenstoff als
Bio-Kohle zurück. Und diese Bio-Kohle bildet nicht nur den wichtigsten
Inhaltsstoff, sondern liefert auch die Farbe für die "Terra Preta".
Terra Preta ist portugiesisch und heißt nichts anderes als "schwarze
Erde".
Urwald-Bereiche hat der Mensch gestaltet
Die
"Terra Preta do Indio" ist eine Entdeckung der 90er Jahre, auch von
deutschen Wissenschaftlern, die im Amazonas-Urwald Bereiche
außerordentlich fruchtbarer
Flächen mit bis zu zwei Meter mächtigen tiefschwarzen Bodenschichten
gefunden haben. Dies ist ungewöhnlich, da der Urwaldboden unter der
Laubschicht aufgrund der extrem hohen Niederschläge normalerweise
vollkommen ausgewaschen und unfruchtbar ist, wie die Besucher erfuhren. Zunächst vermutet als natürliches Phänomen, stellte sich im Laufe genauerer Untersuchungen heraus, dass diese Böden von Menschen gemacht sind. Das Geheimnis und der Garant dafür, dass diese Fruchtbarkeit über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende erhalten blieb, ist die offensichtlich gezielt eingebrachte Bio-Kohle.
Offenbar baut sich Terra Preta - anders als normaler Kompost - im Boden nicht ab, kann durch die poröse Struktur hervorragend Nährstoffe und Wasser speichern und bietet den kleinsten Lebewesen im Boden einen tollen Lebensraum.
Um nun auch in heutiger Zeit die Erkenntnisse der Indianerkulturen aus dem Amazonasbecken zu nutzen, gibt es mittlerweile eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern und Laien, die sich der Terra-Preta-Forschung und Anwendung verschrieben haben. Dabei ist mittlerweile klar, dass die Bio-Kohle tatsächlich der Schlüssel ist und in einer gewissen Konzentration in den Boden eingebracht werden muss. Das "Rezept" für ein modernes Terra-Preta-Substrat besteht dabei aus etwa zehn Volumenprozent Bio-Kohle, einem Nährstofflieferanten, wie Mist oder Gülle - je nach Verfügbarkeit - zum "Aufladen" der Kohle sowie Grünschnitt, Kompost und holziges Material als Nährstoffergänzung und für die Struktur.
Alles intensiv vermischt, ergibt nach einigen Monaten ein fruchtbares dunkles Erdsubstrat als Basis für gesundes Pflanzenwachstum und außerordentlich hohe Erträge.
Einige Teilnehmer, die schon erste Erfahrungen mit gekaufter oder selbst hergestellter "Terra Preta" gesammelt hatten, konnten diese Wirkungen eindrucksvoll bestätigen "Die Zucchini-Pflanzen waren noch nie so groß und ertragreich wie auf Terra Preta" lautete ein Kommentar - dabei genügten oft ein paar Handvoll ins Pflanzloch, um solche Effekte zu erzielen, besonders auffällig bei stark zehrenden Pflanzen. Gleichzeitig bleiben die Pflanzen durch die optimale Nährstoff- und Wasserversorgung gesund und bieten Schädlingen kaum Angriffsmöglichkeiten.
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